Bibliotheken stellen der Öffentlichkeit kostenlos einen Zugang zu unserem kulturellen Erbe bereit. Die meisten dieser Kultureinrichtungen werden, wie auch Museen und Archive, aus öffentlicher Hand finanziert. Der Erhalt von Baudenkmälern liegt ebenfalls in der Verantwortung des Staates und dessen Kulturpolitik. Da viele öffentliche Kulturinstitutionen schnell an die Grenzen von Wirtschaftlichkeit stoßen, mussten sich die Gesetzgeber etwas einfallen lassen. Mit Gesetzen, wie dem Urheberrecht, soll die Verantwortung von Gedächtnisinstitutionen und der Erhaltung ihres kulturellen Erbes gestärkt werden. Hinsichtlich immer lauter werdenden Anfragen auf Digitalisierung, um Kulturgüter besser archivieren zu können und deren Vermittlung über digitale Netzwerke auszuweiten, werden die Gesetzte nun aufs Neue kritisch hinterfragt. Dazu begrüßte Börries von Notz, geschäftsführender Direktor der Stiftung Jüdisches Museum Berlin, am 28. November 2013 um die 300 Gäste im Glashaus des Berliner Museums, zu der zweitägigen Konferenz Zugang gestalten! Mehr Verantwortung für das kulturelle Erbe.
Zugang gestalten! Paul Klimpel über die Diskrepanz zwischen kultureller Relevanz und kommerziellem Nutzen
Der erste Sprecher auf der Konferenz „Zugang gestalten!“ war Dr. Paul Klimpel. Der Kulturmanager und Jurist arbeitet unter anderem bei iRights. Lab Kultur und Internet & Gesellschaft Collaboratory, die auch mit Veranstalter der Tagung „Zugang gestalten!“ sind. Klimpel begrüßt die „Mitstreiter“, denen das kulturelle Erbe und die Gestaltung von Zugängen zur Wissensvermittlung in der digitalen Welt ein besonderes Anliegen sind. Er geht zunächst auf die bestehende „Differenz zwischen kultureller Relevanz und wirtschaftlicher Verwertbarkeit“ ein. Er erklärt, dass dies eine Voraussetzung dafür sei, das Wesentliches bewahrt wird. Wenn das Kommerzielle zu sehr in den Vordergrund treten würde, wäre der Fokus auf andere Interessen gerichtet. Deshalb besteht auch schon lange ein „Konsens über die Notwendigkeit öffentlicher Finanzierung“ von Museen, Archiven und Bibliotheken. „Der gesellschaftliche Konsens darüber, ob und unter welchen Bedingungen und bis zu welchem Grade der Zugang zu unserem kulturellen Erbe auch online möglich sein soll […] muss (allerdings noch) neu errungen werden“.
Probleme bei der Digitalisierung und Archivierung von Beständen: Wer bezahlt wem wie viel und wielange?
Es ist zwar klar, dass sich die „öffentlichen Gedächtnisinstitutionen den Herausforderungen der Digitalisierung stellen“ sollen, aber was genau damit gemeint ist, im Netz präsent zu sein, blieb bislang völlig offen. Um online recherchieren zu können, müssen zuvor Gelder in die digitale Erfassung von Beständen und die mediale Aufbereitung von Datensätzen investiert werden. Strategien für digitale Langzeitarchivierung, um die Archivbestände zu sichern, gibt es allerdings noch nicht. Oftmals sind die Werke einzelner Institute nicht Mal analog komplett erfasst. Die Forderung nach digitaler Aufarbeitung ist zwar schön und gut, aber kann nicht umgesetzt werden, wenn man bedenkt, dass die dafür notwendige Finanzierung, auch um entsprechendes Personal einzustellen, fehlt oder nicht angemessen kalkuliert wird.
Lesen Sie im zweiten Teil des Artikels mehr zu den bestehenden kulturpolitischen Missverständnissen und zu den Grundvoraussetzungen, die von der Regierung und seitens der öffentlichen Kulturinstitutionen neu zu gestalten sind.
Links zu Videomitschnitten der Konferenz Zugang gestalten!
Angela Glatzel | Kunstwissenschaftlerin | kultur-und-kunstgeschichte.de