Von der jungen Hannah Arendt, die 2012 von Barbara Sukowa gespielt wird, ist in von Trottas filmischen Porträt nicht viel zu sehen. Bis auf ein paar Rückblicke geht es dort um die Zeit im amerikanischen Exil, rund um die Berichterstattung im Eichmann-Prozess 1961/1962. Ihr philosophisches Interesse an der Hinterfragung von Denkprozessen entwickelte sie allerdings bereits vor ihrer Zeit als Studentin.
Hannah Arendt: Jugendzeit und Studium bei Geistesgrößen
Das facettenreiche Leben von Hannah Arendt, die quer durch die Kontinente reiste, lässt sich nur schwer in Kürze zusammenfassen. 1906 geboren in Hannover –Linden, zog sie bereits als Vierjährige weiter nach Königsberg und wurde nach dem frühen Tod des Vaters im Jahr 1913 von einer starken und strengen Mutter erzogen. Ihre Schulzeit beendete sie in Berlin, ihre Studienzeit in Marburg. Sie studierte Philosophie, Theologie und Klassische Philologie (Griechisch). Zu ihren Professoren zählen u. a. Edmund Husserl, Martin Heidegger und Karl Jaspers, bei dem sie 1928 auch über den „Liebesbegriff bei Augustinus“ promovierte. In einem Interview mit Günter Gaus erklärt sie 1964, wie prägend in ihrem Streben nach Vernunft ihre erste Lektüre von Jaspers „Psychologie der Weltanschauung“ (1920) und von Kierkegaard, neben der von Kant war.
Erst die zweite Ehe verläuft glücklich
1929 zog Hannah Arendt nach Berlin zurück und vermählte sich mit Günther Stern. Den Nachnamen Stern trug sie bis zur Scheidung 1937, als sie auch die deutsche Staatsbürgerschaft verlor. Ihre lange fortwährende Affäre und Freundschaft mit Martin Heidegger (Klaus Pohl) war eher eine Hassliebe. Eine glückliche Beziehung führte sie erst wieder mit Heinrich Blücher (Axel Milberg). Mit ihm lebte sie in zweiter Ehe 30 Jahre, bis zu seinem Tod durch einen Herzinfarkt im Jahr 1970 zusammen.
Das Ende von zwei engen Freundschaften aus Hannah Arendts Jugend
Auch Hannah Arendts enger Freund Kurt Blumfeld, den sie während des Prozesses von Eichmann im Jahr 1961 besuchte und als er 1963 in Jerusalem im Sterben lag, spielt zweimal eine Rolle in von Trottas biografischer Verfilmung. Er wird dargestellt von Michael Degen. Ihr alter Studienfreund Hans Jonas (Ulrich Noethen) spielt in New York weiter den eifersüchtigen Verehrer, der Heidegger als verhassten Nazi beschimpft und sich später von ihr abwendet, weil er von ihrer philosophisch angehauchten Prozess-Berichterstattung über Eichmann enttäuscht ist.
Hannah Arendts Kritik am Begriff politische Philosophie
Zu eine differenzierten Sicht darüber, warum sie es für einen Fehler hält, Politik und Philosophie miteinander zu vermischen, gelangte sie erst später, wie sie 1964 ebenfalls in dem Interview mit Günther Gaus erklärt.
Hören Sie dazu auch folgende Audioaufnahme:
Hannah Arendt – Autorität und Freiheit sind keineswegs Gegensätze
Literaturtipps
Martin Wiebel: Hannah Arendt: Ihr Denken veränderte die Welt (2012). „Das Buch zum Film von Margarethe von Trotta“ (2013).
Alois Prinz: Beruf Philosophin oder Die Liebe zur Welt. Die Lebensgeschichte der Hannah Arendt (2002).
Weitere Artikel zu Hannah Arendt:
von Trottas Hannah Arendt. Ihr Denken veränderte die Welt. 2012
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Angela Glatzel | Kunstwissenschaftlerin | kultur-und-kunstgeschichte.de