Paul Klimpel, der erste Sprecher der berliner Konferenz Zugang gestalten! (2013). Mehr Verantwortung für das kulturelle Erbe, macht deutlich, wie nötig es ist, in der Kulturpolitik für mehr Klarheit zu sorgen, um mehr Zugänge zum kulturellen Erbe im Digitalen erschließen zu können. Ein Ansatz ist, klar zu machen, dass die eigentlichen Kernaufgaben der kulturellen Institutionen dabei nicht berührt werden. Klimpel bemüht sich sichtlich, diesem oftmals geäußerten kulturpolitischen Missverständnis entgegenzuwirken. Er verdeutlicht, dass die Digitalisierung und Nutzung von Kommunikationswegen im Internet lediglich zusätzliche Ergänzungen sind, wodurch kulturelle Vermittlungsarbeit bereichert wird, aber nicht das Eine durch das Andere ersetzt werden soll. Auch dem Irrglauben, dass nach erfolgter Investition in Digitalisierungsprojekte letztendlich wieder Personal und andere laufende Kosten wegrationalisiert werden könnten, begegnet der kulturelle Leiter der Tagung „Zugang gestalten!“ mit Stirnrunzeln. Als Grundvoraussetzung für das Gelingen einer digitalen Wende im Kultursektor hebt Klimpel hervor, dass sowohl die Institutionen, als auch die Kulturpolitik und die Rechtspolitik dies ernsthaft wollen und sich dementsprechend auch mit den dafür notwendigen finanziellen und personellen Konsequenzen ernsthaft auseinandersetzen.
Hindernisse bei der Schaffung von Grundvoraussetzungen für die Kulturinstitutionen
Die auf der Tagung fortgeführte Diskussion über den „offenen Zugang zu wissenschaftlichen Werken“ wurde bereits vor zehn Jahren begonnen und ist erst im November 2013 in einer Berliner Erklärung kulturpolitisch verabschiedet worden. Darin heißt es, dass Digitalisierung im Internet auch für das kulturelle Erbe eine große Chance sei. Unterzeichnet wurde der Beschluss von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, dem Deutschen Archäologischen Institut, dem Bundesarchiv und dem Jüdische Museum Berlin. Dazu stellt Paul Klimpel zunächst ein paar Fragen. Zum einen, warum es denn zehn Jahre gedauert habe, bis diese Erklärung unterzeichnet wurde. Das ist eine gute Frage. Und zum anderen, ob die darin enthaltenen Richtlinien der Kulturpolitik nur für die Institute bindend sind, die unterzeichnet haben oder ob sie auch für andere Kultureinrichtungen in Deutschland repräsentativ sind. Angenommen, sie sind nicht repräsentativ für beispielsweise ein kleines Heimatmuseum, wirft das wiederum die Frage danach auf, wie denn dann dort das Verständnis vom „offenen Zugang“ ausgelegt wird. In der Berliner Erklärung werden vor allem Einschränkungen und Modifikationen hinsichtlich der Verhinderung von kommerzieller Verwertung kultureller Bestände beschrieben.
Hürden für Digitalisierungsprojekte seitens der Kulturpolitik
Im Hinblick auf kulturpolitische Intentionen fragt Klimpel erneut nach, ob die das denn wirklich wollen. Er geht auf eine aktuelle digitale Agenda ein, die im Rahmen des neuen Koalitionsvertrages festgehalten wurde. Dass darin Kultur einen prominenten Stellenwert einnimmt, habe ihn optimistisch gestimmt. Auch dass zum Beispiel mit der Förderung der Deutschen Digitalen Bibliothek durch Bund und Länder von der Kulturpolitik eindeutige Zeichen gesetzt wurden, erwähnt er als wohlwollend. Kritisch zu beurteilen ist daran aber die zeitliche Begrenzung der finanziellen Unterstützung dieses Projekts. Demnach könnte man meinen, dass auch die Ziele dieses Digitalisierungsvorhabens nur zeitlich beschränkt Gültigkeit seitens der Kulturpolitik zugesprochen werden. Weitere meist haushaltspolitische Zugeständnisse, die im Koalitionsvertrag festgehalten wurden, zwingen wiederum die Bibliotheken und Archive dazu langfristig Einnahmen zu erzielen. Laut Kimpel steht dieser offensichtliche Zwang Einnahmen zu erzielen einem öffentlichen Zugang oft im Wege. Deshalb sei es fraglich, ob in Deutschland oder Europa der „gesellschaftliche Nutzen einer Digitalisierung und Recherchierbarkeit vom kulturellen Erbe gesehen“ werde. Ein Beispiel dafür, was daraus folgt, ist die Gerichtsbarkeit des Google Books Library Projects, worauf an anderer Stelle der Konferenz „Zugang gestalten!“ noch ausführlicher eingegangen wird. Paul Klimpel greift deshalb nur einen Aspekt dazu auf. Lesen Sie dazu mehr im nächsten Artikel.
Link zu Videomitschnitt der Konferenz Zugang gestalten! 2013
Paul Klimpel Veranstalter der Konferenz
Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Internet & Gesellschaft Co:llaboratory
Open Knowledge Foundation Deutschland
Angela Glatzel | Kunstwissenschaftlerin | kultur-und-kunstgeschichte.de