Kann man in Zeiten von PRISM über offene digitale Zugänge zu kulturellem Wissen reden? Dr. Paul Klimpel sagt ja, man sollte das tun und muss es auch. Die Zugänge zum kulturellen Erbe über die Netzwerke der Digitalen Welt sind Ausdruck dafür, was eine freie Gesellschaft ausmacht. Das Recht und die Rechtspolitik sind dazu verpflichtet, die kulturellen Interessen ihrer Bevölkerung zu vertreten. Dazu zählt auch, dass per Gesetz der „Zugang zum Kulturellen im Digitalen“ ermöglicht wird. Im analogen Bereich bewertet Klimpel die Vielzahl der gegebenen Freiheiten und Sonderbestimmungen, die öffentliche Kulturinstitutionen genießen, als gelungen. Umso mehr fällt der diametrale Gegensatz zu dem kaum vorhandenen Spielraum in der digitalen Erschließung und Vermittlung auf. Damit wird auch begründet, warum es so dringend notwendig ist, über die Bedingungen zu diskutieren, einen politischen Konsens zu erzielen, letztlich um die geforderten digitalen Zugänge überhaupt gestalten zu können.
Gesetzte und neue Vorlagen für digitale Zugänge sind mit umstrittenen Konsequenzen behaftet
Die Verabschiedung eines Leistungsschutzgesetzes für Presseerzeugnisse oder die Neuregelung für verwaiste Werke sind zwar ein Anfang, aber können wohl kaum als ausreichend betrachtet werden. Im Gegenteil. Die Lockerungen und Zugeständnisse oder vermeintlichen Rechte gehen mit einem enormen Verwaltungs- beziehungsweise Prüfungsaufwand einher. Bei Fehleinschätzungen ist dies außerdem mit großen finanziellen Risiken für die Kulturinstitutionen verbunden, falls doch noch Rechteinhaber auftauchen. Es tuen sich also eher mehr Kontroversen auf. Die Forderung nach einer Weiterentwicklung des Rechts wird laut, um digitale Zugänge zum kulturellen Erbe ermöglichen zu können. Ändert sich nichts und werden solche Fragen nach verbindlichen Rahmenbedingungen weiterhin hauptsächlich als Problem wahrgenommen fließt viel Geld in die falsche Richtung.
Aufruf an die Konferenzteilnehmer nach einem Konsens zu suchen
Es ist an der Zeit stattdessen die Chancen der Digitalisierung zu erkennen und die notwendigen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass unser kulturelles Erbe nicht verloren geht. Außerdem muss geklärt werden, welche Rolle beim Ausbau digitaler Zugänge die öffentlichen Institutionen und zivilgesellschaftliche Initiativen, wie Wikipedia, spielen sollten, aber auch welche Rolle die Wirtschaft in diesem Beziehungsgeflecht spielt. Um das erreichen zu können, rückt Paul Klimpel auf der Konferenz Zugang gestalten! (2013) die Frage danach, was genau die verschiedenen Interessensgemeinschaften wollen, die an der zweitägigen Konferenz teilnehmen, wieder in den Vordergrund.
Zu den Veranstaltern zählen neben dem Jüdischen Museum Berlin und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, auch die Deutsche Digitale Bibliothek, die Organisation Internet & Gesellschaft Collaboratority, sowie iRights Lab Kultur, die Open Knowledge Foundation Deutschland und Wikimedia Deutschland.
„Eine freie Gesellschaft braucht den offenen Zugang zu ihren Wurzeln, braucht den Zugang zu ihrem kulturellen Erbe. Die Wissenschaft braucht den offenen Zugang zum kulturellen Erbe und dieser Zugang ist eine öffentliche Aufgabe. Und der Zugang entscheidet darüber, welche Relevanz unser kulturelles Erbe in Zukunft haben wird. Und es entscheidet sich jetzt, ob wir […] diesen Zugang schaffen und gestalten können oder ob das Andere tun, mit anderen Schwerpunkten oder ob wichtige Bereiche unseres kulturellen Erbes nach und nach aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwinden.“ [Paul Klimpel]
Der nächste Referent auf der Konferenz „Zugang gestalten! Mehr Verantwortung für das kulturelle Erbe“ ist Sascha Lobo. Als Vertreter einer Netzgemeinde, die sich für ein offenes, freies und sicheres Internet einsetzt, spricht er darüber, was diese Netzgemeinde von Museen, Archiven und Bibliotheken hinsichtlich der Gestaltung digitaler Zugänge zum kulturellen Erbe erwartet.
Link zu Videomitschnitt der Konferenz Zugang gestalten! 2013 Paul Klimpel
Angela Glatzel | Kunstwissenschaftlerin | kultur-und-kunstgeschichte.de